dem Meer entlang
Falsches Bild - Jetzt räumen wir einmal mit einem Klischee auf. Denkt ihr bei Brasilien auch an Sonne satt, knappe Bikinis und eiskalte Caipirinhas? Wir auch. Und es sind dies Gründe, wieso wir Brasilien bereisen - wir sehnen uns nach T-Shirt-Wetter. Dass dies in den Wintermonaten nur im Norden Brasiliens zu finden und es unterhalb von Rio de Janeiro kühl sein kann, hätten wir nicht erwartet. Lohnenswert ist das Bereisen der Küste aber allemal.Weites Land - Das fantastische Pantanal verlassen wir nicht, ohne uns einen der Pantanal-Piranhas schmecken zu lassen. Mmhh!
Erneut wird uns die Weite Brasiliens vor Augen geführt. Während hunderten Kilometern führt die Strasse durch nichts als Feld- und Wiesenland. Nicht immer begleitet uns Asphalt, manchmal sind es vor allem Schlaglöcher in bemerkenswerten Dimensionen, die unseren Weg zieren. Das Zirkeln und Umfahren nimmt viel Zeit in Anspruch.
Sprachlos machen uns auch die aus Blachen, Bretter und Abfall zusammengezimmerten Behausungen entlang der Strasse. Bei Regen ein einziger Morast, bei dem wohl kaum eine Stelle trocken bleibt.
Gleichgesinnte - Umso grösser der Kontrast in Foz da Iguazu. In einem der wichtigsten Touristenorte des Landes gibt es alles - alles im überfluss. Wir sind hier, um unserer persönlichen Highlight-Liste ein weiteres hinzuzufügen: wir wollen die grössten Wasserfälle der Welt, die Cataratas do Iguazu sehen. Diese befinden sich im Grenzgebiet von Brasilien und Argentinien. Sie können von beiden Seiten aus besucht werden - und bieten dabei ganz unterschiedliche Ansichten, wie wir erleben werden.
Erst richten wir uns aber auf dem praktischen Camping Paudimar ein und freuen uns über nette Gesellschaft. Wir lernen Barbara und René mit ihrem Zebra, sowie die Pitufo-Familie mit ihren zwei Mädchen kennen. Wir machen fleissig Werbung für das Pantanal, geniessen das Zusammensein und an einem Abend ein typisches Rodizio. Die Kellner bringen einen Fleischspiess nach dem anderen zum Tisch und schneiden das Fleisch vor unseren Augen ab, dazu ein üppiges Buffet. Ein Schmaus!
Ort der Superlative - Dann ist es soweit, wir machen uns an einem strahlend schönen Tag auf, die Wasserfälle zu besuchen. Der obligatorische Bus bringt uns zum Ort des Geschehens und über Stege kommen wir dem imposanten Nass sehr nahe. So nahe, dass wir bald klatschnass sind. Die vielen anderen Besucher stören uns nicht, auch wir geben uns dem Selfi-Wahn hin und wollen Erinnerungsbilder. Die Natur ist üppig grün, voller Schmetterlinge und Nasenbären. Dass diese nicht nur putzig, sondern wirklich blitzschnell und verfressen sind, erfahren wir hautnah - ehe ich mich versehe ist das teure Empenada weg. Das tut der Faszination für die Wassermassen aber keinen Abbruch.
Am nächsten Tag fahren wir über die Grenze nach Argentinien und laufen auf langen Stegen übers Wasser.
Fazit: Ganz gleich wie viele Bilder und Dokumentationen man schon von Iguazu gesehen hat, einmal selbst hier zu stehen und diese Wasserdimensionen zu erleben ist ein unvergessliches Erlebnis.
Reiseleben - Nach den schönen Tagen in Foz geht es weiter durch das (hier) dünn besiedelte Land. Uns überraschen, die teils bemerkenswerten Erhebungen und die Vegetation, die sich darin findet. Wie in Chile und Argentinien wachsen auch in Brasilien Araukarien. Die Kerne des stacheligen Baumes werden auch hier gesammelt und über dem Feuer geröstet. An einem grauen Tag, bei dem wir sogar ein wenig frieren, ein guter Snack.
Die Sicherheitslage soll nicht die allerbeste sein in Brasilien. Wir gehen auf Nummer sicher und entscheiden uns für Tankstellen oder Campingplätze zum übernachten. Im Sommer gibt es eine richtige Camping-Kultur. Jetzt, in der Nebensaison, sind jedoch viele Plätze geschlossen. Mit etwas Suchen finden wir zum Glück meist ein Plätzchen.
Wie weiter? - Doch es sind nicht nur unbeschwerte Tage. Seit Wochen überlegen wir, wie weiter? Zwar ist unsere Reiselust noch lange nicht versiegt, doch das Ersparte ist so gut wie ausgegeben. Lösungen müssen her. Stundenlange Brainstormings liegen hinter uns. Ideen entwickeln sich. Doch das einzige, das zum jetzigen Zeitpunkt sicher ist: wir fahren nach Uruguay und stellen unser Fahrzeug für unbestimmte Zeit, höchstens jedoch ein Jahr, ab. Der Küste entlang Richtung Süden, neigt sich unsere Reise dem (vermeintlichen) Ende entgegen. Umso mehr geniessen wir das Unterwegssein.
Küstenbummel - In Sao Franciso do Sul bietet uns Toni einen warmen Empfang und obwohl er nur Portugiesisch spricht, verstehen wir uns blendend. Schaut die Sonne heraus, erinnern die Temperaturen an Brasilien aus dem Reiseprospekt, bei Wind und Regen hingegen, sind wir froh um den Aufenthaltsraum.
Malerischen Stränden mit runden Felsen entlang fahren wir südwärts und können uns ein Ende unseres Nomadenlebens nur schwer ausmalen.
Auf der Ilha Florianopolis werden wir etwas abgelenkt. Kilometerlange, weisse Strände, Dünenlandschaften im schönsten Abendlicht, kleine äffchen und eine Flaniermeile mit unzähligen Restaurants gefallen und wir verweilen ein paar Tage. Wäre unser Platz im Auto nicht so beschränkt, würden wir uns hier auch mit einer der hübschen Hängematten eindecken, so aber bleibt es beim Schauen.
In Farol de Santa Marta finden wir ganz unverhofft einen guten Platz und erleben einen spektakulären Sonnenuntergang. Es sind jene intensiven Naturerlebnisse, das Verweilen im Augenblick, die Ruhe und Stille, die wir so sehr schätzen an unserer Reiseart.
Dem Ende entgegen - Noch einmal geniessen wir die kulinarischen Freuden Brasiliens. Wir decken uns, wann immer möglich, mit frischem Fisch ein, schlürfen literweise Guanaba-Saft und kosten Acai-Glacé. Alles köstlich!
In Tapes, südlich von Porto Alegre, schliesslich schauen wir den Tatsachen ins Auge - wir kaufen einen sperrigen Rollkoffer und nehmen die letzten Tausend Kilometer Richtung Uruguay unter die Räder.
Brasilien hat uns trotz Sprachbarriere und Riesendistanzen gut gefallen. Wir fühlten uns nicht unsicher, empfanden die Menschen als freundlich und waren ab der Naturschönheiten beeindruckt. Irgendwann werden wir mit mehr Zeit wiederkommen.
Wie wir Uruguay erleben und wie unsere Reise weitergeht, im nächsten Bericht. Dass es weitergeht, so viel sei hier verraten.
Rene Mehmann
2017-07-03 11:07:45
Aloha Danke für den tollen Bericht und die erstklassigen Fotos. Ja diese Wassedrmassen müssen schon sehr eindrücklich sein. Diese Destination ist auch noch auf meiner Wunschliste. Merci vehlmohl für Bilder und Texte. Geniesst die Reise. Liebe Grüsse Rene Mehmann/Papi